Beschreibung: | Unter dem in der Literaturwissenschaft uneinheitlich bestimmten Begriff ‚Stilistik’ wird meist die Anwendung linguistischer Kategorien auf sprachliche Phänomene verstanden, die vor einem konventionell oder normativ geprägten Hintergrund (Sprachverwendung einer Zeit, Gattungskonventionen etc.) in einer näher anzugebenden Hinsicht Regelmäßigkeit und Typizität aufweisen. Untersucht werden Individualstile von Autoren oder Epochenstile, die sich auf historisch einzugrenzende Gruppen von Texten beziehen. Literaturtheoretisch sind die strukturale Stilistik Michael Riffaterres, die u.a. psychologisch argumentierende Analyse von Individualstilen durch Leo Spitzer und das ‚Stilkritik’ genannte Verfahren Emil Staigers von vorübergehender Bedeutung gewesen. Staigers oft zitierte Formel, wonach das Ziel aller Literaturwissenschaft sei, zu begreifen, was Menschen ergreift, gibt die Aufgabe jenes Textanalyseverfahrens der Werkimmanenz vor, das er auch ‚Stilkritik’ nennt. Der eigentümliche Stil eines literarischen Werks wird zunächst vom Interpreten erfahren und ist dann genau zu bestimmen. Unter ‚Stil’ werden diejenigen formalen und inhaltlichen Eigenschaften verstanden, in Bezug auf die einzelne Passagen eines Werkes, verschiedene Werke eines Künstlers oder einer Epoche vollständig übereinstimmen. Stilistische Stimmigkeit wird von Staiger dabei als wesentliches Kriterium der Qualität literarischer Texte aufgefasst. |